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Wien Modern 38 - The Great Learning

115 Versuche über den gelassenen Umgang mit Lernkurven

Wir befinden uns im Jahr 37 nach der Gründung von Wien Modern. Die Wiener Bevölkerung ist um erstaunliche 37 Prozent gewachsen. Die Challenge aus 1988 – die großen Meisterwerke des 20. Jahrhunderts endlich auf die großen Bühnen dieser Stadt zu bringen – ist in der Form nicht mehr ganz aktuell. Wien fühlt sich weniger rückwärtsgewandt und spürbar anders an als am Tiefpunkt der Bevölkerungskurve vor 37 Jahren. Welche Musik lässt sich in einer wachsenden, immer diverser zusammengesetzten Metropole entdecken? Welche Bühnen erreichen welche Menschen? Wer steht auf diesen Bühnen, wer nicht? Entwickelt sich das Kulturleben schnell genug, um mit dem Tempo der gesellschaftlichen Dynamik halbwegs mitzuhalten, oder ist es doch noch zu rückwärtsgewandt? Und was kann Musik als erstaunlich vielfältige, berührende, inspirierende Kunstform der Gegenwart dazu beitragen, dass wir die Lernkurven der Gegenwart so elegant wie möglich nehmen?

Wien Modern feiert die Neugier, das Lernen und die Vielfalt. Das beginnt 2025 mit dem Eröffnungskonzert: George Lewis ist als Komponist, Co-Kurator, Ensembleleiter und inspirierender Musikdenker heuer gleich an drei Abenden zu erleben. Mit dem RSO Wien, dem International Contemporary Ensemble ICE und dem Webern Ensemble Neue Musik bringt er Musik von acht afrodiasporischen Komponist:innen nach Wien. Neben bekannten Größen der Wiener Szene (RSO Wien, Klangforum Wien, PHACE, Black Page Orchestra, Ensemble Kontrapunkte u. v. a.) legt das Programm diesmal besonderes Augenmerk auf herausragende Wahlwiener:innen wie Vimbayi Kaziboni, Angélica Castelló, Elisabeth Bakambamba Tambwe, Pierluigi Billone u. v. a. Dazu kommen Gastspiele und Residencies von Ensembles u. a. aus New York City (ICE), Seoul (WhatWhy Art), London (Arditti Quartet), Oslo (Cikada), Strasbourg (lovemusic), Marseille (Ensemble C Barré), Hamburg (Ensemble Resonanz), Stuttgart (Neue Vocalsolisten) und Salzburg (NAMES, oenm). Musikalische Horizontwerweiterungen gehen bei Wien Modern mit einer wachsenden Vielfalt von Formaten einher. Zu den szenischen und räumlichen Ur- und Erstaufführungen 2025 gehören allen voran Unsuk Chins Oper Alice in Wonderland im MusikTheater an der Wien und die eindrückliche, bluesgefärbte Gesellschaftsanalyse longing to tell von akua naru, Tyshawn Sorey und dem Ensemble Resonanz, dazu die Abendsonne des sirene Operntheaters im Jugendstiltheater, Katharina Klements CHAOUM im WUK, Clemens Gadenstätters Archipel Life im Theater am Werk im Kabelwerk und Ruth Cerhas Stationentheater in den SOHO Studios.

Der Erste Bank Filmmatinee im Gartenbaukino, bereits vier Tage vor der Eröffnung gemeinsam mit der Viennale präsentiert, folgen weitere Projekte mit Film, besonders Francis Alÿs’ Children’s Games im MAK, Pierre Jodlowskis Insulae im MuTh und Tower of Babel mit dem Klangforum Wien im Großen Saal des Wiener Konzerthauses. Tanz und Performance gibt es u. a. bei LABOUR im TQW sowie an zwei besonderen Samstagabenden im Salon Souterrain. Literatur und Sprachkunst sind mit Ingeborg Bachmann / Birgit Minichmayr, Hans G Helms u. v. a. zu entdecken. Zahlreiche  Installationen laden ins Wiener Konzerthaus, ins Theater am Werk im Kabelwerk, ins Ve.Sch und in den Reaktor, wo Der Blöde dritte Mittwoch einige Tage lang zum Blick über die Tellerränder künstlerischer Disziplinen einlädt. Darüber hinaus feiern wir Geburtstage (Kurt Schwertsik, oenm & Arditti Quartet), Preise (Angélica Castelló, Pierluigi Billone & lovemusic) sowie zwei bemerkenswerte Parties.

Apropos Lernkurve: Mit viel Liebe zum Detail zoomt unser Plakatmotiv in die handgeschriebene Partitur von Cornelius Cardews The Great Learning. Das gesellschaftlich visionäre Werk, das der 38. Festivalausgabe von Wien Modern den Titel gibt, bringt zum Abschluss von Wien Modern einen Tag lang im ganzen Wiener Konzerthaus hunderte von Mitwirkenden zusammen. Das Lernen, für das Konfuzius vor rund 2.500 Jahren  erstaunliche Gedanken festgehalten hat, lässt sich bei dieser Gelegenheit wunderbar mit dem Basteln von Steckenpferden, einem Aufenthalt in der Leseecke, im Schrei-Workshop oder, ganz im Gegenteil, im Ruheraum verbinden.

Wir wünschen viel Vergnügen!

NAMEN UND ZAHLEN


59 Produktionen | 115 Veranstaltungen, davon 83 Konzerte und sonstige Aufführungen und 32 Rahmenveranstaltungen, Talks und Workshops | 165 Komponist:innen und Improvisator:innen * | 28 Spielstätten in 11 Bezirken | 70 Ur- und Erstaufführungen, davon 42 Uraufführungen von Reza Azin, Simon Bauer, Pierluigi Billone, Bishop Black, Blueblut, broken • heart • collector, Bulbul, Ruth Cerha, Chiao-Hua Chang, drank_, Katharina Ernst, Elisabeth Harnik, Jopa Jotakin, Jung an Tagen a. k. a. Stefan Juster, Emre Sihan Kaleli, Marina Khorkova, Katharina Klement / Isabelle Duthoit / Sabine Maier, Volkmar Klien, David Kosviner, Margret Kreidl, Lau Lukkarila, Philipp Maintz, MMM, Astrid Nischkauer, Gerd Noack, noid a.k.a. Arnold Haberl, Hilda Paredes, Karin Pauer / Eva Engelbert / Rozi Mákó, Stefan Prins, Julia Purgina, Christof Ressi, Valeriia Rymska-Dolhikh, Parsa Bandiei Sabet, Christine Schörkhuber, Wolfram Schurig, Jack Sheen, Tomasz Skweres / Kristine Tornquist, Judith Unterpertinger, Francesca Verunelli, Alex Franz Zehetbauer, Yui-ka Zheng 


28 österreichische Erstaufführungen von akua naru / Tyshawn Sorey, Zara Ali, Laura Bowler, Angélica Castelló, Unsuk Chin, Sebastian Claren / Hyunju Oh, Jessie Cox, Chaya Czernowin, Aleksandra Gryka, Mirela Ivičević, Pierre Jodlowski / Frank Witzel, Hannah Kendall, Alexander Khubeev, Anna Korsun, LABOUR | Farahnaz Hatam / Colin Hacklander, Bernhard Lang, George Lewis, Kim Myhr, Sarah Nemtsov, Koka Nikoladze, Hovik Sardaryan, Pierre Slinckx, Francesca Verunelli | Weitere Werke von Peter Ablinger, Asia Ahmetjanova, Malin Bång, Ilia Belorukov, Jakob Böttcher, Pierre Boulez, Anthony Braxton, broken • heart • collector, John Cage, Cornelius Cardew, Chiao-Hua Chang, dieb13 a.k.a. Dieter Kovačič, Marina Džukljev, ensemble]h[]iatus, Gerard Erruz, Morton Feldman, Francesco Filidei, Tamara Friebel, Clemens Gadenstätter, Ganaël, Anthony R. Green, Gischt, Sophia Goidinger-Koch, Sofia Gubaidulina, Christophe Havel, Hans G Helms, Mauro Hertig, Hübsch Martel Zoubek + Bertoncini, Clara Iannotta, Nyokabi Kariũki, Manuela Kerer, Andile Khumalo, Malika Kishino, Helmut Lachenmann, Klaus Lang, Edith Lejet, Daniel Lercher, Mica Levi, Anto Sophia Manhartsberger, Michael Mautner, Olivier Messiaen, Farnaz Modarresifar, Mopcut, Víctor Morató, Sonja Mutić, Jalalu-Kalvert Nelson, Sarah Nemtsov, Luigi Nono, One Night Band, Maja Osojnik, Njabulo Phungula, Enno Poppe, PRCDR, Rent a. k. a. Katrin Euller, Terry Riley, Saleh Rozati, Giacinto Scelsi, Jakob Schauer & MONOCOLOR a.k.a. Marian Essl, Arnold Schönberg, schtum, Kurt Schwertsik, Salvatore Sciarrino, Wolfgang Seierl, Igor Silva, Alexander Skrjabin, Diana Soh, Yang Song, Bruno Strobl, Diego Jiménez Tamame, Galina Ustwolskaja, Worst Messiah a. k. a. Thomas Wisser, Iannis Xenakis, Julia Zastava, John Zorn, Otto M. Zykan u. v. a. 

* Bei Wien Modern 2025 ist Musik von ca. 165 Komponist:innen und Improvisator:innen zu hören (als Urheber:innen genannte Textautor:innen, Performer:innen, bildende Künstler:innen, Regisseur:innen etc. sind außer in Grenzfällen dabei nicht eingerechnet). Weil uns die Verbesserung der Gender-Balance im Musikbereich am Herzen liegt, präsentieren wir seit 2017 durchschnittlich über 50 Komponistinnen pro Jahr, seit 2021 kommunizieren wir die Anzahl an Komponistinnen in jedem Festivalprogramm. Allerdings haben wir bislang weder nichtbinäre Gender berücksichtigt noch nach Eigendefinitionen gefragt. Wir stehen zu unseren Lernkurven und nennen hier zur Orientierung ungefähre Angaben: Rund 63 Komponistinnen, mindestens 7 nichtbinäre Komponist:innen und rund 95 Komponisten schreiben und improvisieren die Musik, die bei Wien Modern 2025 zu entdecken ist.

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