Festivalwoche Vier
akua naru
Im MusikTheater an der Wien feiert am Montag, 17. November, Unsuk Chins 2007 uraufgeführte Oper Alice in Wonderland in einer Neuinszenierung von Elisabeth Stöppler ihre österreichische Erstaufführung. Stöppler greift die Traumlogik des Werkes auf und erzählt die Geschichte als eine unablässige Begegnung eines Menschen mit sich selbst. Die koreanische Komponistin Unsuk Chin kam 1988 nach Deutschland und gehört zu den renommiertesten Komponist:innen der Gegenwart, 2024 wurde sie mit dem Ernst von Siemens Musikpreis ausgezeichnet. Ihre Musik entzieht sich bewusst allen stilistischen Einordnungen und stellt stattdessen Klangfarbe, Licht und Traum in den Mittelpunkt. In Alice in Wonderland greift Chin humorvoll verschiedenste Stile auf und schafft so eine faszinierend schillernde Welt (Weitere Aufführungen am 19., 22., 24., und 26. November).
Parallel dazu wird im MuTh um 19:39 Uhr die Vielfalt der Sprache/n in Wien erforscht. Wien Modern, das Ensemble REIHE Zykan+, das MuTh und die ACOM – Austrian Composers Association haben in einem Call for Scores um Stücke rund um das Thema «Vielfalt der Sprache/n in Wien» gebeten. Die vier ausgewählten Werke von Gerd Noack, Yuika Zheng, Reza Azin und Valeriia Rymska-Dolhikh werden neben Musik von Michael Mautner und Otto M. Zykan an diesem Abend im MuTh uraufgeführt.
Im Wiener Konzerthaus treffen am Dienstag, 18. November, das Ensemble PHACE und das Duo schtum in loom um 19:30 Uhr im Berio-Saal aufeinander. Malika Kishino macht Gemeinsamkeiten zwischen Wasser und Musik hörbar. Zara Ali taucht in die digitale Wildnis ein. Emre Sihan Kaleli folgt – frei nach Jorge Luis Borges – den Verzweigungen eines Labyrinths. Parallel dazu ist in den SOHO Studios erneut Ruth Cerhas Die Nacht weiß nicht vom Tage zu erleben.
Am Mittwoch, 19. November spielt das Ensemble Ionisation instrumentale im MUK.Theater zwei Konzerte (18:00 und 20:00 Uhr). Zu hören sind zwei Uraufführungen von Simon Bauer und Parsa Badiei Sabet, Studierende der MUK-Lehrenden Eva Reiter und Samuel Penderbayne. Mit Verwandlung gedenken Wien Modern und die MUK der 2025 verstorbenen Sofia Gubaidulina, die 1989 erste Komponistin im Programm des Festivals war und 2020 bei Wien Modern für weltweites Aufsehen mit der Uraufführung ihres Orchesterwerks Der Zorn Gottes sorgte. Gleichzeitig steht in der Halle E des MuseumsQuartiers eines der Herzstücke des Festivals auf dem Programm: longing to tell, die „Blues-Oper“ von und mit akua naru in Zusammenarbeit mit dem Schlagzeuger Tyshawn Sorey und dem Ensemble Resonanz. Die US-amerikanische Rapperin, Poetin und Denkerin verbindet Spoken Word, Soul, Jazz und die wahre Geschichte von Linda Rae nach einem Oral-History-Interview von Tricia Rose zu einer vielschichten Erzählung über die massive, planmäßige Kriminalisierung insbesondere Schwarzer Frauen in den USA seit den 1980er Jahren. Tricia Rose wird um 19:00 Uhr eine Einführung in den brisanten soziokulturellen und politischen Background des Werkes geben.
Zu den außergewöhnlichsten Premieren des Festivals gehört das erste Gastspiel des koreanischen Ensembles WhatWhy Art in Österreich, das zum Auftakt im Korea Kulturzentrum am Donnerstag, 20. November um 18:00 Uhr unter dem Titel Whatwhy Gugak traditionelle koreanische Instrumente und Spieltechniken präsentiert, der Eintritt ist frei. Um 20:00 Uhr präsentiert das Black Page Orchestra im Gläsernen-Saal des Musikverein sieben Ur- und Erstaufführungen von Chaya Czernowin, Zara Ali, Mirela Ivičević, Jung an Tagen, Bernhard Lang, eine Zahlen-Groteske von Pierre Jodlowski und Katharina Ernsts neue Studie über den Schrei als Antwort auf die Gegenwart.
Am Freitag, 21. November zieht das Festival nach Hernals und Ottakring: Im Reaktor eröffnet um 18:00 Uhr die mehrtägige Ausstellung Der Blöde dritte Mittwoch. Unter dem Titel Blöd und Undiszipliniert versammeln sich künstlerische Positionen aus Bildender Kunst und Musik die sich bewusst über Disziplingrenzen hinwegsetzen, einer Kategorisierung verweigern und eine widerständige Praxis des Dazwischenseins entwickeln. Die Besichtigung der Ausstellung ist am 22., 26., 27., und 29.11. bei freiem Eintritt möglich, am 2611. findet eine Live-Performance ab 20:00 Uhr statt. Eine weitere Premiere folgt im Reaktor am Freitag um 20:00 Uhr mit Gagokbounce – One by One, ein 80-minütiger Liederzyklus von Sebastian Claren für Sopran, Elektronik und Ensemble, der das traditionelle koreanische Gagok in einen neuen akustischen Kosmos überführt – interpretiert von Hyunju Oh und dem Ensemble WhatWhy Art. Parallel dazu ist in den SOHO Studios erneut Ruth Cerhas Die Nacht weiß nicht vom Tage zu erleben.
Samstag, 22. November, um 17:00 Uhr gastiert das International Contemporary Ensemble (ICE) am mdw Campus mit Composing while Black, einem Programm, das den Blick auf afro-diasporische Kompositionspraktiken richtet – mit Werken u.a. von Anthony Braxton, Jalalu-Kalvert Nelson, George Lewis. Im WUK feiert um 20:00 Uhr CHAOUM Premiere. Chaos als Hallraum für die Stimme, und die Ursilbe AOUM, der intonisierte Atem, spannen den inhaltlichen Bogen und treffen sich im Titel dieser neuen szenischen Produktion von Katharina Klement, Isabelle Duthoit und Sabine Maier.
Zum 90. Geburtstag von Kurt Schwertsik lädt der Musikverein am Sonntag, 23. November um 17:30 Uhr zu einem Festkonzert mit Ensemble Kontrapunkte in den Brahms-Saal. Zu hören sind Werke, die Schwertsiks unverwechselbare Balance zwischen Humor und Melancholie feiern. Um 20:00 Uhr folgt im Gläsernen Saal Polyaspora mit dem International Contemporary Ensemble und Werken von George Lewis, Chaya Czernowin und Hannah Kendall. Im Theater am Kabelwerk eröffnet um 18:00 Uhr noid: Verlagerung / Dislocation – eine Installation aus Bananenkisten, Klang und Raum, die in Bewegung versetzt und bis 24. November zu sehen ist. Im Saal oben folgen ab 19:00 Uhr das Trio Amos mit zwei Uraufführungen und um 20:00 Uhr das œnm aus Salzburg, das zu seinem 50-jährigen Bestehen Clemens Gadenstätters Auftragkomposition Archipel Life zeigt, eine außergewöhnliche Raumkomposition und eine der größten Produktionen in der Geschichte des Ensembles (eine zweite Aufführung aller Produktionen im Theater am Werk im Kabelwerk findet am Montag 24.11. statt).
