Wir befinden uns im Jahr 37 nach der Gründung von Wien Modern. Die Wiener Bevölkerung ist um erstaunliche 37 Prozent gewachsen. Welche Musik lässt sich in einer wachsenden, immer diverser zusammengesetzten Metropole entdecken? Welche Bühnen erreichen welche Menschen? Wer steht auf diesen Bühnen, wer nicht? Und was kann Musik als erstaunlich vielfältige, berührende, inspirierende Kunstform der Gegenwart dazu beitragen, dass wir die Lernkurven der Gegenwart so elegant wie möglich nehmen?
Nach dem großen Eröffnungsabend im Wiener Konzerthaus beginnt am Freitag das langerwartete viertägige Arditti-Jubiläum. Das laufende Eröffnungswochenende verspricht außergewöhnliche Partystimmung in der Ottakringer Brauerei; PHACE und Wolfram Schurig bestreiten den ersten von heuer sechs Festivaltagen im Reaktor.
Der Festivalkatalog ist da, heuer mit einem Zusatzband zu Cornelius Cardew. Insgesamt 678 Seiten (4% mehr als letztes Jahr), mit kompletten Infos, guten Texten, zahlreichen Abbildungen und viel Liebe zusammengestellt. Für extrem wohlfeile 15 EUR (fast) überall dort zu haben, wo es auch Tickets gibt und hier online.
Wien Modern befindet sich in einem laufenden Prozess der Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Vielfalt. Als öffentlich gefördertes Kulturfestival tragen wir Verantwortung dafür, Räume zu schaffen, in denen unterschiedliche Perspektiven sichtbar werden und die für möglichst viele Menschen zugänglich sind. Seit der Gründung 1988 gehört es zum Selbstverständnis von Wien Modern, ausdrücklich Positionen einzuschließen, die bisher zu wenig Gehör fanden. Awareness bedeutet für Wien Modern, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wie Diskriminierung, Marginalisierung und institutionelle Barrieren dazu führen, dass Menschen, oder auch Gruppen von Menschen, ausgeschlossen werden.
Mit rund einem Monat vollem Programm an zahlreichen Orten in der ganzen Stadt ist Wien Modern das größte Festival für neue Musik in Österreich und eines der größten Ereignisse seiner Art weltweit. 1988 wurde Wien Modern auf Initiative des Dirigenten und damaligen Generalmusikdirektors der Stadt Wien Claudio Abbado gegründet. Seither findet es jedes Jahr im November in Wien statt.
Was genau man sich unter „neuer Musik“ vorstellen und was man sich von einem Festival mit dem sämtlichen Klischees der Donaumetropole widersprechenden Namen „Wien Modern“ erwarten darf, das wird bei uns immer wieder neu erfunden.