Wien Modern 38: Rekordbesuch, 41 % der Vorstellungen ausverkauft
Der blöde dritte Mittwoch
Die 38. Ausgabe des Festivals Wien Modern präsentierte an 30 Spielstätten in 11 Bezirken 58 Produktionen mit 74 Ur- und Erstaufführungen und erreichte mit 34.455 Besucher:innen eine neue Rekordmarke (8,5 Prozent über dem bisherigen Höchstwert von 31.761 aus dem Vorjahr). 36 der 87 Veranstaltungen mit Kartenverkauf waren ausverkauft, insgesamt konnte das Festival trotz um 9 Prozent erhöhter Platzkapazität eine Auslastung von 85,6% verzeichnen.
Zum Festivalthema «The Great Learning» rückte Wien Modern 38 die Neugier, das gemeinsame Lernen und die wachsende Diversität der Stadt in den Mittelpunkt. In einer Stadt, die in den letzten 37 Jahren um 37 Prozent gewachsen ist, öffneten 151 Veranstaltungen an 30 Spielstätten den Blick auf eine Gegenwart, die vielfältiger klingt als je zuvor. Neue Musik wurde zur Übung im Zuhören und zum Labor für gesellschaftliche Fragen – von großen Orchester- und Ensemblekonzerten, Musiktheateruraufführungen und internationalen Gastspielen bis hin zum groß angelegten partizipativen Format bei der Gesamtaufführung von Cornelius Cardews The Great Learning zum Abschluss. Mit besonderem Fokus auf herausragende Wahlwiener:innen sowie auf die wachsende kulturelle Vielfalt einer global vernetzten Szene in der Stadt setzte Wien Modern 38 ein Zeichen für Offenheit, Austausch und die Freude am beständigen Dazulernen. Das Festival feierte das gemeinsame Weiterdenken von Musik und Kultur in einer Stadt, die sich aus dem mythischen Grau der 1980er Jahre immer mehr zur urbanen Kulturmetropole entwickelt.
Die Entwicklung der Stadt Wien seit 1988 und die damit verbundenen Lernkurven als Ausgangspunkt eines Festivalprogramms zu nehmen – das klingt vielleicht trocken, hat aber tatsächlich bei vielen Menschen in fünf erstaunlichen Festivalwochen für Begeisterung gesorgt, sagt der Künstlerische Leiter Bernhard Günther. Diversität wird in der polarisierten Stimmung des Jahres 2025 als Kampfbegriff umgemünzt, tatsächlich steht dahinter aber etwas, das für eine Gesellschaft vollkommen unverzichtbar und absolut essenziell ist. In Wien gibt es dafür ein Gespür, auch dank der besonderen Geschichte der Stadt – der lange Sinkflug der einst fünftgrößten Metropole der Welt hin zur völligen Bedeutungslosigkeit endete erst, als ab 1988 wieder mehr Menschen Wien interessant genug fanden, um hierher zu übersiedeln. Was das für die Kultur und die Gesellschaft heute bedeutet, wo wir Lernbedarf haben und – um George Lewis zu zitieren – wie das klingt, das sind Fragen, denen wir uns als Festival mit großer Demut und wachsender Lernbereitschaft annähern. Ich freue mich sehr, dass wir dank des Engagements zahlreicher großer und kleiner Institutionen und zahlreicher Künstler:innen mit einem rein zeitgenössischen, fröhlich experimentierfreudigen Programm so viele Menschen für neue Musik begeistern konnten. Und ich hoffe, dass ein paar inspirierende Momente ein wenig dazu beitragen, über Themen wie Diversität und Migration anders nachzudenken.
Die 38. Festivalausgabe 2025 umfasste in Summe 151 Veranstaltungen, davon 87 Konzerte und Aufführungen mit Kartenverkauf plus 64 kostenlose Begleitveranstaltungen an 30 Spielstätten in 11 Bezirken mit 44 Uraufführungen und 30 österreichischen Erstaufführungen. Lediglich ein Konzert mit Barbara Hannigan und Bertrand Chamayou im Wiener Konzerthaus musste krankheitsbedingt kurzfristig abgesagt werden.
Insgesamt verbuchte die am 30. November 2025 zu Ende gegangene 38. Ausgabe des Festivals 34.455 Besucher:innen vor Ort (2024: 31.761, 2023: 29.871, 2022: 22.241, 2021: 13.316 vor Ort + 2.107 über Stream, 2020: 5.199 vor Ort + 35.000 über Stream, 2019: 20.216), davon 21.486 bei Veranstaltungen mit Kaufkarten (2024: 25.418, 2023: 18.649, 2022: 17.723 2021: 10.726, 2020: 1.858, 2019: 15.337) und 12.969 bei Veranstaltungen mit freiem Eintritt (2024: 6.343, 2023: 11.222, 2022: 4.518, 2021: 2.590, 2020: 3.341, 2019: 4.879). Bei einer gegenüber 2024 nochmals um 9% erhöhten Kapazität von insgesamt 40.236 Plätzen (2024: 36.796, 2023: 33.727, 2022: 27.758, 2020/2021 k.A., 2019: 23.418) lag die Gesamtauslastung 2025 bei 85,6% (2024: 86,3%, 2023: 88,6%, 2022: 80,1%, 2020/2021 k.A., 2019: 86,3%). 36 Veranstaltungen waren ausverkauft (2024: 55, 2023:41, 2022: 30, 2021: 17, 2020: 2, 2019: 30). Die Anzahl ausgegebener Festivalpässe lag heuer bei 565 (2024: 638, 2023: 750, 2022: 581, 2021: 304, 2020: 198, 2019: 417).
Das Festival präsentierte vom 30. Oktober bis zum 30. November insgesamt 58 Produktionen. Eine wesentliche Grundlage für die Bandbreite und Qualität von Wien Modern bildet inzwischen die erstaunliche Szene von Orchestern und Ensembles aus Wien (Black Page Orchestra, Ensemble Kontrapunkte, Klangforum Wien, ORF RSO Wien, PHACE, strings & noise, Studio Dan, Pacific Quartet Vienna, Reihe Zykan+, Trio Amos, Vienna Improvisers Orchestra), mit nahtlosem Übergang zum Bereich der in Wien aktiven Bands und Kollektive (Blueblut, drank_, broken • heart • collector, Bulbul, MMM, schtum). Dazu kamen große und kleine Gastspiele aus weiteren österreichischen Bundesländern (MOTUS Percussion, NAMES, oenm) sowie aus zahlreichen Ländern innerhalb und außerhalb Europas (Arditti Quartet, Cikada, Ensemble C Barré, ensemble ]h[iatus, Ensemble Resonanz, International Contemporary Ensemble, LABOUR, lovemusic, Mivos Quartet, Neue Vocalsolisten, Sopra~tutti, sprechbohrer, United Instruments of Lucilin, WhatWhy Art). Besonderes Augenmerk lag heuer auf herausragenden Wahlwiener:innen, die in erheblichem Maß zur kulturellen Vielfalt und Qualität der Stadt beitragen (Reza Azin, der Erste Bank Kompositionspreisträger Pierluigi Billone, die Ernst-Krenek-Preisträgerin Angélica Castelló, Lena Fankhauser, Ganaël, Vimbayi Kaziboni, Marianna Areti Mondelos, Valeriia Rymska-Dolhikh, Christine Schörkhuber, Anat Stainberg, Elisabeth Bakambamba Tambwe, Alex Franz Zehetbauer, Yui-ka Zheng u.v.a.). Damit in Verbindung steht die verantwortungsvolle Einbindung von diesmal mehreren hundert Studierenden und Schüler:innen, u.a. von der mdw – Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, der MUK – Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien, den Musikschulen der Stadt Wien und zahlreichen Schulen, die teilweise über Monate hinweg die Gesamtaufführung von Cornelius Cardews The Great Learning vorbereitet hatten. Zu den zahlreichen Spielstätten des Festivals gehörten neben großen und kleinen Fixpunkten wie Wiener Konzerthaus, Musikverein, Reaktor, echoraum, Alte Schmiede, Café Korb, Tanzquartier, Dschungel Wien, mumok, MAK, MuTh, FLUCC und Schömer-Haus auch das Jugendstiltheater am Steinhof, die Ottakringer Brauerei, das Theater am Werk im Kabelwerk sowie seit langem wieder einmal das MusikTheater an der Wien, das mit der österreichischen Erstaufführung von Unsuk Chins Alice in Wonderland die größte Produktion des Festivals beigesteuert hatte. Kurzfristig kam das Casino Baumgarten hinzu.
Im Rahmen von Wien Modern 38 fanden 44 Uraufführungen statt von Reza Azin, Simon Bauer, Pierluigi Billone, Bishop Black, Blueblut, broken • heart • collector, Bulbul, Ruth Cerha, Chiao-Hua Chang, drank_, Katharina Ernst, Elisabeth Harnik, Jopa Jotakin, Jung an Tagen a. k. a. Stefan Juster, Emre Sihan Kaleli, Marina Khorkova, Katharina Klement / Isabelle Duthoit / Sabine Maier, Volkmar Klien, David Kosviner, Margret Kreidl, Lau Lukkarila, Philipp Maintz, MMM, Astrid Nischkauer, Gerd Noack, noid a.k.a. Arnold Haberl, Hilda Paredes, Karin Pauer / Eva Engelbert / Rozi Mako, Stefan Prins, Julia Purgina, Christof Ressi, Valeriia Rymska-Dolhikh, Parsa Bandiei Sabet, Christine Schörkhuber, Wolfram Schurig, Jack Sheen, Tomasz Skweres / Kristine Tornquist, Judith Unterpertinger, Francesca Verunelli, Alex Franz Zehetbauer, Yui-ka Zheng 30 österreichische Erstaufführungen von akua naru / Tyshawn Sorey, Zara Ali, Laura Bowler, Angélica Castelló, Unsuk Chin, Sebastian Claren / Hyunju Oh, Jessie Cox, Chaya Czernowin, Aleksandra Gryka, Mirela Ivičević, Pierre Jodlowski / Frank Witzel, Hannah Kendall, Alexander Khubeev, Anna Korsun, LABOUR | Farahnaz Hatam / Colin Hacklander, Bernhard Lang, George Lewis, Kim Myhr, Sarah Nemtsov, Koka Nikoladze, Hovik Sardaryan, Pierre Slinckx, Francesca Verunelli.
Das 1988 von Claudio Abbado initiierte Festival ist die größte Plattform zur inspirierenden Begegnung von Künstler:innen und Hörer:innen neuer Musik aller Spielarten. Ermöglicht wird Wien Modern von der Stadt Wien Kultur und dem Bundesministerium für Wohnen, Kunst, Kultur, Medien und Sport (BMWKMS), Festivalsponsor Kapsch, Sponsor Erste Bank, mit Unterstützung der Ernst von Siemens Musikstiftung, der SKE, LSG, AKM, und zahlreichen Produktions-, Koproduktions- und Kooperationspartnern.
Zahlreiche Fotos der soeben zu Ende gegangenen 38. Festivalausgabe sind auf unserer Festivalgalerie.
Die 39. Ausgabe von Wien Modern findet voraussichtlich vom 30.10. bis zum 30.11.2026 statt.
