Wir befinden uns im Jahr 37 nach der Gründung von Wien Modern. Die Wiener Bevölkerung ist um erstaunliche 37 Prozent gewachsen. Welche Musik lässt sich in einer wachsenden, immer diverser zusammengesetzten Metropole entdecken? Welche Bühnen erreichen welche Menschen? Wer steht auf diesen Bühnen, wer nicht? Und was kann Musik als erstaunlich vielfältige, berührende, inspirierende Kunstform der Gegenwart dazu beitragen, dass wir die Lernkurven der Gegenwart so elegant wie möglich nehmen?
Mit der Aufführung des ersten von sieben Paragraphen von Cornelius Cardews auf Konfuzius basierendem Hauptwerk startete die Junge Musik bei Wien Modern 2024 ein offenes Projekt, das bis zum Ende von Wien Modern 2025 weite Kreise ziehen wird. Bevor zum Abschluss von Wien Modern am 30.11.2025 die Gesamtaufführung aller sieben Paragraphen hunderte von Mitwirkenden im Wiener Konzerthaus vereinen, ist jeder Paragraph über das Jahr und die Stadt verteilt einmal an einem ausgewählten Ort zu erleben. Am 17. Oktober ist der letzte Paragraph im Reallabor Fassfabrik zu hören. Hier wird ausschließlich gesungen. Jede Stimme ist gleichberechtigt, und auch die Zuhörer:innen können entscheiden, wohin sie ihre Ohren richten mögen.
Vermehrt Schönes! Diese Einladung, mehr Kunst ins Leben und mehr Leben in die Kunst zu bringen, richtet sich an dieser Stelle an musikbegeisterte Menschen unter 30. Denn wir sind überzeugt, dass es nie zu früh und nie zu spät dafür ist, die eigenen Hörgewohnheiten herauszufordern und neue Klanglandschaften zu erkunden. Wenn du gerne gemeinsam mit anderen Musikliebhaber:innen zu Konzerten gehst und einen Einblick in den vielfältigen Festivalalltag erhaschen willst, ist der Jungspund Club genau das Richtige für dich!
Wien Modern befindet sich in einem laufenden Prozess der Auseinandersetzung mit gesellschaftlicher Vielfalt. Als öffentlich gefördertes Kulturfestival tragen wir Verantwortung dafür, Räume zu schaffen, in denen unterschiedliche Perspektiven sichtbar werden und die für möglichst viele Menschen zugänglich sind. Seit der Gründung 1988 gehört es zum Selbstverständnis von Wien Modern, ausdrücklich Positionen einzuschließen, die bisher zu wenig Gehör fanden. Awareness bedeutet für Wien Modern, ein Bewusstsein dafür zu entwickeln, wie Diskriminierung, Marginalisierung und institutionelle Barrieren dazu führen, dass Menschen, oder auch Gruppen von Menschen, ausgeschlossen werden.
Mit rund einem Monat vollem Programm an zahlreichen Orten in der ganzen Stadt ist Wien Modern das größte Festival für neue Musik in Österreich und eines der größten Ereignisse seiner Art weltweit. 1988 wurde Wien Modern auf Initiative des Dirigenten und damaligen Generalmusikdirektors der Stadt Wien Claudio Abbado gegründet. Seither findet es jedes Jahr im November in Wien statt.
Was genau man sich unter „neuer Musik“ vorstellen und was man sich von einem Festival mit dem sämtlichen Klischees der Donaumetropole widersprechenden Namen „Wien Modern“ erwarten darf, das wird bei uns immer wieder neu erfunden.