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Melodies for Miles

George Lewis (2022)

Melodies for Miles ist meinem ehemaligen College-Zimmergenossen, dem Geiger, Bratschisten und Autor Miles «Mike» Hoffman (1952–2023) gewidmet. Es war Mike, der mich mit Jascha Heifetz, Zino Francescatti und der Tradition der westlichen klassischen Violine im Allgemeinen bekannt machte. Indirekt war es auch Mike, der mir erstmals die Existenz klassischer afrodiasporischer Komponist:innen näherbrachte. Eines Tages im Jahr 1970 erwähnte er, dass er mit dem Yale Symphony Orchestra ein ungewöhnliches Werk aufführen würde das ich mir unbedingt anhören sollte. Das Stück – Mestizo II – war eine überschwängliche Fusion aus Albert Ayler-artiger freier Improvisation und klassischem Instrumentarium: eine kreolisierende Deformation musikalischer Meister:innenschaft. Ich war zunächst vollkommen fasziniert und dann überrascht, als ein junger Afroamerikaner die Bühne betrat um den Applaus entgegenzunehmen. Bis dahin hatte ich noch nie einen schwarzen Komponisten gesehen oder bewusst von einem gehört. Ich wusste sofort: Diesen Menschen muss ich kennenlernen. Das war Alvin Singleton, heute einer der renommiertesten Komponist:innen Amerikas; seitdem sind wir befreundet. Der Violinist Johnny Gandelsman hatte Mike kennengelernt und hatte die Idee, zu seinen Ehren gemeinsam ein Solowerk in Auftrag zu geben. Wir wussten, dass Mike krank war, und wollten ihm diese Würdigung unbedingt noch zu Lebzeiten schenken. Zwar konnte Johnny die Uraufführung letztlich nicht selbst spielen, aber Modney übernahm und Mike konnte die Videoaufnahme sehen. Sein Kommentar: «Wow, dieser Modney kann wirklich spielen!» Und tatsächlich hatte Modney Mike selbst noch live erlebt, als er gerade mit dem Geigenspiel begann. Nun haben wir also ein Stück, das dazu beiträgt, die Erinnerung an Miles Hoffmans Musik lebendig zu halten. (George Lewis)

Produktionen

2025