Conlon Nancarrow

Conlon Nancarrow spielte bereits in seiner Jugend Trompete in einer Jazzband, bevor er in Cincinnati und später in Boston bei Roger Sessions, Walter Piston und Nicolas Slonimsky Musik studierte. 1933 lernte er Arnold Schönberg in Boston kennen, als dieser dort als Professor tätig war. Noch im selben Jahr ging er nach Mexiko, wo er vorerst in einer Künstlerkolonie rund um Diego Rivera und Juan O’Gorman lebte, politisch tätig war, seine künstlerische Arbeit hingegen isoliert vorantrieb. Seine Arbeiten der 1940er-Jahre stellen höchste technische Anforderungen an die Interpret:innen und wurden weder in Mexico City noch sonst wo gespielt. Mit der Entdeckung von Henry Cowells New Musical Resources aus dem Jahr 1930, in dem der kalifornische Komponist (1897–1965) vorschlug, schwierige Stücke auf einem «Player Piano» aufzuführen, veränderte Nancarrow seine kompositorische Herangehensweise gänzlich. 1947 kaufte er in New York sein erstes Player Piano, das er umbaute und sich in der Folge ein Gerät bauen ließ, dessen Notenrollen per Hand gestanzt werden konnten. Für seine Stücke für Player Piano wurde der die meiste Zeit seines Lebens in Mexiko lebende Komponist erst ab den 1980er-Jahren international bekannt, nachdem Mitte der 1970er-Jahre Peter Garland begonnen hatte, Partituren Nancarrows in seiner Zeitschrift Soundings Press abzudrucken, während Charles Amirkhanian zeitgleich begann, Stücke mit seinem 1750 Arch Label zu veröffentlichen. 1980 stieß auch György Ligeti in einem Pariser Plattenladen auf eine damals bereits längst vergriffene Schallplatte mit Aufnahmen von Studies aus den 1950er-Jahren. Ligeti war begeistert und setzte sich von da an für den unbekannten Komponisten ein. In der Folge wurde Nancarrow auch in Europa viel gespielt und bei Festivals u. a. auch mit Werkschauen vorgestellt. 1982 erhielt Conlon Nancarrow den MacArthur Award, Anfang der 1990er-Jahre wurden seine gesamten Studies for Player Piano bei Wergo herausgebracht; 1995 veröffentlichte der Komponist und Kritiker Kyle Gann die erste große Monografie The Music of Conlon Nancarrow, 2002 folgte Jürgen Hockers Begegnungen mit Nancarrow. Das Inventar von Nancarrows Studio einschließlich der Player-Piano-Rollen, der Instrumente, der Bibliothek und anderer Dokumente und Gegenstände liegt heute in der Paul Sacher Stiftung in Basel.